Wat ein Brocken

Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie habe ich mich zu einer Wanderung auf den Brocken überreden lassen oder wurde ich erpresst, gar genötigt …? Auf jeden Fall war ich irgendwie nicht Herr meiner Sinne, als ich mich mit meiner „Seilschaft“ verabredet habe.

Ich, freiwillig uffn Berg ……wandern…. ! Wahrscheinlich hat mich die Sehnsucht nach der Dampflokfahrt gezogen, wer weiß es im Nachhinein schon so genau.

Samstag, 21.05.2011, 6:15 Uhr Osloerstraße, einen Anruf und 5 Minuten später kam meine Seilschaft. ;-), weil ich angeblich an der falschen Stelle rumstand, die eigentlich die Richtige war ;-)

In gemütlicher Fahrt und mit mir als „Zettelnavi“ ging’s in drei Stunden nach Wernigerode. Im Hotel ein Quick-Check-In hingelegt, den Rucksack geschnappt und los zum Bahnhof. Auf dem Weg noch ein Schneckchen und Keks gekauft, ***juhuu***, fröhlich schmatzend angekommen.

Zug
Zug
Fahrkarte
Fahrkarte
Fahrkarte
Fahrkarte
Dampf
Dampf

Die Dampflok schon vorgeheizt, alle Waggons voll besetzt und vor uns lag noch der Fahrkartenschalter, proppevoll, `nen bisschen vorgedrängelt und schon waren wir im Besitz von vier Stück Pappe, sehr stylisch. Da eine Platzsuche aussichtslos erschien, einen Außenplatz am Zug beschlagnahmt. Silvia hatte Dank ausgeprägter kommunikativer Fähigkeit dann doch noch einen Sitzplatz mit Kind uffn Knie gefunden und bewachte eisern den „Brockenbär“. Jetzt konnte es losgehen, in Ruhe Fotos machen und den Geräuschen der Dampflok lauschen. Das mit der Ruhe ging nicht wirklich, Permanentquatscher rechts und links störten ein wenig. Aber die Faszination Dampfzug und die Nanoteilchen aus ca. 85 % Kohlenstoff (im Volksmund auch Ruß genannt) entschädigten mich für alles. Bis Schierke wurde der Zug wegen Überfüllung geschlossen, kein Platz um ordentliche Bilder zu machen. Alles etwas schwierig.

Brockenbär
Brockenbär
Zug
Zug
Bf Schierke
Bf Schierke

Schierke

 ……ab hier ging es ab in den Berg, zu Fuß! Kurz beim Ranger nach den Wetterverhältnissen im Zielgebiet erkundigt und dann den Einstieg zum Aufstieg irgendwann, dank meiner Orientierungsfähigkeit, ohne Karte gefunden. Bis dahin hatten wir schon gefühlte 10 km von 11 möglichen hinter uns. Das Schild am Aufstieg verriet Anderes… angeblich 9,5 km, wer weiß, ob die Maße überhaupt geeicht waren.

Forschen Schrittes und frohen Mutes, mit leicht drückendem Rucksack begannen wir den Aufstieg. Die angekündigte 80% Regenwahrscheinlichkeit stellte sich nicht ein. Die schnaufende Seilschaft trottete auch ohne Regen tapfer in Richtung subalpine Vegetationszone, quengelte, trank Schnaps und quatschte fremde Leute an. Die Sonne brannte erbarmungslos. Zwischenzeitlich benötigten wir zwei Stopps zwecks Nahrungsaufnahme und Sockenlüftung. Es war irgendwie wie ein Déjà-vu-Erlebnis, Feuerland (54° S) liegt quasi fast auf dem identischen Breitengrad wie der Brocken (51° N), ok, mal oben mal unten, aber irgendwie doch in der Richtung. Warum regnet oder schneit es hier denn nicht???

Bei 1000 m NN hatten wir die Schienen wieder gefunden, auch wenn unser Japsen fast das Stampfen der Loks übertönt hätte, na ja, eigentlich japste nur einer.

Den Gipfel vor Augen, war der letzte Kilometer ein Spaziergang, ach was, quasi ein Schweben auf den Berg.

der Zug
der Zug
der Brocken
der Brocken

Oben

…, (1142 m NN) angekommen wurde siegessicher im Freudentaumel ein Fläschchen Champus geköpft und der Plan für die nächste Reise geschmiedet. Um uns rum nur graue Wolken, Grollen und Gewitter, aber schön um den Gipfel verteilt. Wir hatten alles richtig gemacht. :-)

Einmal kurz den Fahrplan gecheckt, der zweite Zug bergab war unser. Diesmal mit Sitzplatz, wobei ich ihn auch wieder nicht nutzte, da die Plattform recht schlecht besucht war, was mich wiederum doch erfreute. Mit Videokamera und Knipse gelangen mir dann noch ein paar gute Aufnahmen…

Gipfelstein
Gipfelstein
Nebel/Gewitter
Nebel/Gewitter
Champus
Champus
Track
Track

Wernigrode

Nach einem gemütlichen Spaziergang zum Hotel „Zur Tanne“, einer erquickenden belebenden Dusche, schlenderten wir zum Marktplatz und ließen uns im „Ratskeller“ (draußen oben) nieder. Ein perfekter Tag fand seinen Ausklang in einer lauen Sommernacht…

Sonntag, 22.05.2011

Die Sonne lachte uns beim Frühstück so ins Gesicht, dass wir spontan den Plan verwarfen uns den Luchsen zum Fraß vorzuwerfen und schnurstracks auf den Weg zum Schloss machten. Vom Füllstand des Schloss beeindruckt, quetschten wir uns zum Balkon, machten ein Übersichtsbild und verkrümelten uns in den Burgschatten und träumten einwenig.

Marktplatz
Marktplatz
Turm
Turm
Schloß
Schloß
Wernigerode
Wernigerode

Alles Träumen half aber nix, ich wollte zum Lakritzeismann!

Leider war das bereits ausverkauft, als ich vermutlich Freitag noch nicht mal in Berlin gelandet war. Also begnügten wir uns mit leckeren anderen Geschmacksrichtungen und schauten zufrieden gen Himmel. Was wir dort zu sehen bekamen war ein gewaltiges Naturschauspiel an Wolkenbewegungen. So machten wir uns unauffällig auf die Heimreise, aber nicht ohne noch mal am HSB Bahnhof vorbeizuschlendern und diverse Souvenirs einzusacken.

Ein schönes Wochenende schloss mit einer gemütlichen Autofahrt gen Berlin.

Nächstens dann ein Bericht von Molly ……


Gruß


THOMAS

(den Finger mit dem Auslöser verklebt…)


P.S. Meine Seilschaft hat noch folgende Bemerkungen hinzuzufügen:

Unterwegs:

  • Die Sonne brannte erbarmungslos die Spuren seiner Halsketten in den Hals ein, so fühlt sich wohl ein Brandzeichen an, tapferer Thomas……

Oben:

  • Aber dann, Licht am Horizont, nein, ganz anders ….. nach 4 Stunden Aufstieg, GESCHAFFT, gar kein Horizont, auf dem gefühlt höchsten Berg der Welt, 1142 m (Fotobeweis).

  • Es schloss sich sogleich die Überlegung an, morgen noch mal uffn Berg ……

Am Tag DANACH:

  • Nach einem erholsamen Schlaf fühlten wir uns nach dem läppischen Aufstieg frisch wie Brocken-Bruno! Zur Erklärung: Brocken.Bruno ist ein Zeitgenosse der Gegend der jeden Tag auf den Brocken wandert, der Angeber der, will damit bestimmt Weiber anmachen.

  • Oh nee, Leute, mir ging es gar nicht gut. Mein KÖRPER schrie sozusagen nach einem weiteren 12 km Aufstieg ……… Nun gut, auch DER kann nicht alles haben, da war ich ja knallhart.

  • Ersatzweise kletterte ich den Burgberg hoch, schaute nach den Schlosshexen, den Brocken in der Ferne…… welche Sehnsucht ……. Die „Huschebahn“ rief nach mir, aber MAN(N) muss auch mal verzichten und sich nicht jedes Vergnügen mehrfach gönnen.

Thomas zertifiziert: Empfehlenswerter Reisebegleiter, Danke T.!