Der Verlag Esterbauer schreibt zu der Reise:

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Deutsch-Deutscher Radweg

Der Eiserne Vorhang trennte Berlin, Deutschland und Europa in Ost und West. Bis zu den Friedlichen Revolutionen in Ostmitteleuropa war er die physische und ideologische Grenze zweier sich feindlich gegenüberstehender Blöcke. Dadurch wurden nicht nur viele Nachbarstaaten voneinander getrennt, sondern Deutschland von Lübeck bis Hof gespalten. Heute ist von dem ehemaligen Todesstreifen kaum noch etwas zu sehen, seine Relikte erinnern uns – aber sie trennen nicht mehr.


Grünes Band

Das vom „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) initiierte Grüne Band ist die Umwandlung des Todesstreifens in einen Lebensraum. Im Sperrgebiet war die landwirtschaftliche Nutzung meist verboten, weshalb dort keine Traktoren, Düngemittel oder Herbizide verwendet wurden. Ökologisch war das positiv. Im Grünen Band befinden sich heute 150 Naturschutzgebiete, zahlreiche Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (FFH), die drei Biosphärenreservate Schaalsee, Elbaue und Rhön sowie der Nationalpark Harz. Weitere Informationen zu diesem Projekt findet man unter www.dasgrueneband.info

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„Man muss im Leben wählen zwischen Langeweile und Leiden.“

„Man muss im Leben wählen zwischen Langeweile und Leiden.“ [Madame de Staël ]
[Madame de Staël]

Deutschland im Juni/Juli 2019, eine Grenz-Erfahrung.

Was ist noch übrig, was ist weg, wo ist die Grenze jetzt. Ein paar Eindrücke in Worten und Bildern.

 

         

Da wo die Natur durfte, ist nichts mehr zu sehen.

nix...
nix...
mehr...
mehr...
zu sehen...  ;-)
zu sehen... ;-)

Immer wieder trifft man auf Relikte der alten Zeit. Allerdings nur, wenn jemand sie pflegt oder aufstellt.

???
???
stehen gelassen
stehen gelassen
Geschleiftes Dorf
Geschleiftes Dorf
Vogelparadies
Vogelparadies
zur ewiegen Mahnung
zur ewiegen Mahnung
Grenzposten
Grenzposten
Flußsperre
Flußsperre

Zusammenfassung Reise + Bilder

einfach...
einfach...
nur...
nur...
schön...
schön...

 

Mal abgesehen davon, dass ganz Thüringen am Montag geschlossen scheint und selbst der Netto nur bis 10 Uhr offen hat, dass dienstags ähnlich aussieht, die Versorgungslage rechts vom ehemaligen Grenzstreifen über die ganze Reise hinweg eher schwierig war, so war das doch wieder eine beeindruckende Tour. Deutschland ist ein Land mit so vielen Facetten, einfach schön.

    

geöffnet
geöffnet
Mohnfelder
Mohnfelder
Elbe
Elbe

Gestartet am „Dreiländerdreieck“ im Vogtland, über das Thüringer Schiefergebirge, durch die Röhn und dann auch noch fast auf den Brocken. Die ersten zweidrittel der Reise waren doch eher anstrengend. Vom Harz weg ging es bis nach Lübeck eigentlich nur noch runter, leider teils mit heftigen Gegenwindpassagen und bei eher sehr heißen Temperaturen. Man tat gut daran einen, oder zwei, Extraliter Wasser dabei zu haben. Des Öfteren benötigt.

Anfänglich noch in Pensionen untergekommen, dann besserte sich aber die Campingplatzsituation und ich konnte wieder auf schönen und merkwürdigen Plätzen unterkommen.

    

Dreiländerdreieck
Dreiländerdreieck
am Brocken
am Brocken
Lübeck
Lübeck

Der beschriebene Weg nach „bikeline“ war des Öfteren nicht wirklich markiert, so dass ich den einen oder anderen Extrakilometer absolviert. Komischerweise immer an Tagen, wo das Pensum eh schon als eher hoch eingestuft werden konnte.

Leider hat der Ausflug zur Wartburg mit meinem Papa nicht stattgefunden, weil ich schon am zweiten Tour Tag nicht die geplante Strecke geschafft hatte und den „Ruhetag“ zum Aufholen der verlustreichen zweiten Etappe nutzen wollte.

Der zweite Tour Tag, eigentlich eine komplette Katastrophe. Geplant 70 km, geschafft 50 km. Es gab den Punkt, wo es einfach nicht mehr weiter ging. Ich könnte jetzt sagen „so schlimm war‘s noch nie“ und den ganzen Tag auf mein fortgeschrittenes Alter schieben, doch ich vermute, so Tage gab‘s schon auch noch auf anderen Reisen. Schreiben wir nicht weiter darüber…

    

...der Weg
...der Weg
...war
...war
...das Ziel
...das Ziel

Das Beeindruckende war wohl die Tatsache, dass Menschen Mauern einreißen können und wenn man alles abgebaut ist, nach 30 Jahren einfach nichts mehr zu sehen ist. Da wo es nicht gewollt ist, sieht man den ehemaligen „500 Meter Streifen“ einfach nicht mehr. Die Bäume habe das Niveau der Nachbarbäume, der Kolonnenweg ist überwuchert von unterschiedlichsten Pflanzen und Gräsern, Felder wiegen sich im Wind und vom Rad aus sind keine Unterschiede mehr erkennbar. Das kann man sich so einfach gar nicht vorstellen, bevor man es nicht wirklich gesehen hat. Zumindest ist es mir so ergangen.

    

...einfach
...einfach
...weg
...weg
...
...

Die Museen am Rand der Strecke sind mal besser mal schlechter, oder auch nur merkwürdig. Manche sehen aus, als ob jemand gesagt hat „wir müssen was machen“ und dann hat man einfach ein wenig Zaun aufgestellt und nen „Zettel“ dran gehängt. Andere wiederum geben das, was es mal war, sehr anschaulich und gut wieder. Schwer mitgenommen hat mich die Gedenkstätte Marienborn. Die kompletten Abfertigungsgebäude stehen noch und weil keiner da war, bin ich da rum geradelt. Das hat viele Erinnerungen geweckt. Ich musste dann irgendwann weg… Drin war ich in solchen Museen eher nicht, hatte ja immer das bepackte Radl dabei und das stellt man nicht einfach mal so ab. Aber ich hatte auch nie wirklich das Verlangen mit die Exponate näher anzusehen. Da wäre das eine oder andere Dorfmuseum, oder Kirche, schon viel interessanter gewesen.

    

Point Alpha
Point Alpha
???
???
...bestimmt
...bestimmt

Hab ich zwischendurch drei Wanderinnen getroffen und mich mit ihnen unterhalten. Nein! Das ist nix für mich. Im Schneckentempo durch die Botanik, mit riesen Gepäck (war nur die eine, 16kg) und mehr oder weniger immer in Zimmern übernachten (bei der dritten Pension musste ich schon abends noch mal raus, weil mir das Zimmer zu eng war). Ich glaube, Fahrrad ist mein optimales Urlaubs-Fortbewegungs-Mittel. Aber die Frauen waren schon interessant. Überhaupt habe ich, mit denen ich mich unterhalten habe, nur nette zuvorkommenden und auskunftsbereite Menschen getroffen. Hüben wie drüben. Das war etwas anders als sonst.

    

Zimmer 2
Zimmer 2
Zimmer 3
Zimmer 3
mein Bike :-)
mein Bike :-)

Und Tiere, Tiere hab ich auch gesehen. Milchtiere, Fleischtiere, Rehe, Füchse, Pferde, Frösche, Mäuse, Maulwürfe, Hunde, Katzen, das ganze Federvieh, fliegende Störche und rennende Strauße (Emu?).

Den einen Tag mähte ein Bauer seine Wildwiese und dahinter versammelte sich quasi alles was fliegen konnte. Störche kamen angeflogen und landeten direkt hinterm Trecker. Mäusebussarde kreisten und fielen vom Himmel, Krähen hüpften rum, ein Schauspiel sondergleichen. Irgendwann radelte ich an einem Feuchtbiotop entlang und plötzlich war der ganze Weg vor mir mit kleinen Steinchen übersät. Hab ich mich geärgert, wie blöd. Dann rollte ich weiter und die ganzen kleinen Steinchen hüpften davon. War ich überrascht. Das waren alles kleine Frösche. ***grins*** Wieviel von den Minifröschen wohl ein Storch benötigt um satt zu werden? Ganz viel adlerartige Flugsaurier die über den Feldern patrouillierten, ab und an abstürzten und mit Kleinvieh in den Krallen wieder aufstiegen. Schön die Muße zu haben das einfach mal zu beobachten. Mein Tele schmerzlich vermisst. Für die Rehe im Feld war ich immer zu langsam. Hatte man ein paar Ohren entdeckt, guckte es alsbald und bevor man die Knipskiste bereit hatte, hüpfte es schon von dannen. Egal, gesehen. Lustig waren auch die Mäuse. Komme ich den Feldweg lang, rennt die Maus zur Mitte des Weges, sieht mich und rennt zurück. Die hat bestimmt eine Stunde gewartet bis der Himmel frei war und ist dann los und direkt vor meinen Rad. Wie doof.

    

gehörnt
gehörnt
Mäuschen
Mäuschen
Schneckchen
Schneckchen

Und dann war da noch der Tag ihrer drei, an dem mich die hinterhältigen Bremsen als Wirt ausgesucht hatten. Drei Tage hintereinander war ich damit beschäftige mich der Viecher zu erwehren, was aber nur leidlich geklappt hat. Ich hatte überall Bisse, ganz besonders an der linken Wade und das juckte wie doof. Vor allem nachts. Ich bin sogar wach geworden davon. Schlimmer noch, ich habe drei Tage keine Apotheke gefunden… Als ich dann endlich eine gefunden hatte, sprach die Apothekerin vom Raupen Spinner oder so. Ich so, nein Bremse. An einer Insektentafel habe ich Ihr dann die Biester gezeigt. Ein Tube Fenistil erstanden, großflächig auf dem Körper verteilt, Sonnencreme drauf und es linderte den Juckreiz recht gut. Doofe Natur!

    

hässlich
hässlich

Es war also wieder ein super Naturerlebnis. Fürs Auge ein Traum. Für die Figur optimal. Ich habe den optimalen Campingplatz gefunden, am letzten Abend. ***grins*** Die Bahn bringt einen überall hin, wenn auch manchmal etwas umständlich.

Ich möchte das Erlebnis nicht missen, auch wenn die Tour diesmal etwas härter war als sonst und ich auf Grund von Anstrengung bestimmt das eine andere Highlight nicht gesehen habe.

    

von Berlin
von Berlin
Richtung Süden
Richtung Süden
wieder nach Hause
wieder nach Hause

Die Strecke

          18 Tourtage / 1375km || Lübeck - Schwerin / 95km || über alles 21 Tage / 1522km

    

Hof bis Lübeck 1375 km
Hof bis Lübeck 1375 km

Camping

Camping ist der Zustand, in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet.

Hof
Hof
Hessen
Hessen
Elbe
Elbe
Schweriner See
Schweriner See

Mein Resümee:

  •  Nie wieder Thüringen auf zwei Rädern; ohne Motor!
  • Deutschland ein schönes Land

  • Deutschland facettenreich

  • Flussradwege sind schön

  • Es gibt ein Thüringer Schiefergebirge :-0

  • Und irgendwann mache ich doch noch den Rennsteig, in Gänze

  • Natur, draußen, im Überfluss, wunderbar

  • Urlaub von seiner schönsten Seite

              

Lübeck Holstentor geschafft!
Lübeck Holstentor geschafft