Dog Sledge Greenland 2007
Greenland, ein Traum, ewiges Eis, Dog Sledge, Schnee satt,…
April 2007, mit der Bahn nach Kopenhagen. Die Gruppe traf sich im Hotel und ein erstes Kennenlernen und Expeditionserfahrungsaustausch stand an. Nach einer lange Erzählnacht mit super netten Leuten flogen wir am Folgetag über Kangerlussuaq nach Ilulissat.
Discobucht
Die Diskobucht, Ausgangspunkt vieler Expeditionen in die Arktis. Faszinierend. Hier wollte ich schon immer mal her. Im weißen Falken bezogen wir Quartier und machten uns sogleich auf das „neue“ Land zu erkunden.
Es folgte eine Fahrt auf einem Fischkutter. Mitten durch und an großen Eisbergen vorbei.
Der letzte Flug brachte uns an den Startort unserer Schlittentour, Qaanaaq. Nicht ohne einen Zwischenstopp mit doppelten Landeanflug in Upernarvik.
Qaanaaq
Wie faszinierend kann eine Stadt wohl sein, hier oben?
Ein Tag zur freien Verfügung, ein Tag zum Rumtoben im Schnee. Häuser schauen, Kinder gucken, den „Supermarkt“ erkunden. Alles toll hier.
Die Kirche sieht aus wie 70er Jahre Märklin, das Wasser wird als Eisblock von nem mächtigen Radlader ins „Kraftwerk“ geliefert, geschmolzen und in, dick isolierte, überirdische Leitungen gepumpt. Dann brachte uns der örtliche Stadtbeamte ein paar Heilbutts. So groß hatte ich die auch noch nicht gesehen. Da sie gefroren waren, wollte ich sie in die Tiefkühltruhe legen, die war aber aus. Er staunte und wir einigten uns, sie einfach aufs Dach zu legen. :-) Coole Idee, erstens war es draußen kalt genug, so um die -15°C, zweitens aufs Dach, damit die Hunde sie uns nicht stibitzten. Die Hunde hier können oder wollen nämlich nicht hüpfen. Die können nur laufen. Näher betrachtet machten das alle hier so…
Tags drauf gings mit den Hundeschlitten los.
Sechs Touristen nebst Guide auf sechs Schlitten mit ortsansässigen Jägern.
Nach einer nicht enden wollenden Packorgie, es erinnerte mich sehr an den Aufbruch zu einer Radreise, brachen wir bei herrlichem Sonnenschein auf.
1. Schlittentag, Ziel Nord Siorapaluk
Was ein Erlebnis, die Jäger schrien sich heiser und schwangen die Peitschen, damit die Hunde sich bewegten. Die Schlitten wogen unbeladen schon gute 150 kg, nun noch mit zwei Personen und Gepäck, bis zu 400 kg. Demzufolge mussten sich die Hunde auch mächtig ins Zeug legen. Ein Stück gings recht gut auf dem Eis entlang, dann folgte eine „Bergpassage“. Hier wurden die Hunde dann auch richtig angefeuert, man könnte es auch als „geschlagen“ formulieren. Damit hätte ich ja nun nicht gerechnet. Sie sind angewiesen auf die Hunde, doch behandeln sie sie wie „Vieh“. Tja, sind eben keine Schmusehunde, sehen nur so aus. Später hatten wir auch noch diverse Begegnungen der sonderbaren Art. Definitiv ist zu bemerken, das sind Arbeitstiere. Persönliche Annäherung unerwünscht!
Abends kamen wir dann bei Schneetreiben an und durften ein kleines Häuschen beziehen.
2. Ruhetag, Schneetreiben und Nebel in Siorapaluk
An Weiterfahren ist nicht zu denken. Also wieder umdrehen im Schlafsack und dem Wind lauschen. Am Nachmittag besuchten wir noch die Schule, das „Wasserwerk“ und kauften die restlichen benötigten Dinge (Filz Einlegesohle, Schiffszwieback, etc.) im Dorfkrämer.
3. Schlittentag, im anfänglichen Nebel südwärts zum Lachsfluß
Nach zögerlichem Start, es schneite noch immer und war recht nebelig, zog die Karawane los. Bald hatte mein Schlittenführer den Anschluß verloren und „wir“ orientierten uns an den Pfotenspuren vor uns. Also mehr ich orientierte mich so. Bald bemerkte ich, dass ich unsere eigenen Spuren sah. Schließlich laufen die Hunde gut 5 Meter vor uns. So wäre ich wohl nie angekommen. Also lehnte ich mich zurück und überließ die Navigation meinem Schlittenhundeführer. Wir kamen dann auch als Vorletzte am Lager an. Die Anderen hatten sich schon Sorgen gemacht. Ca. zwei Stunden später kam dann auch der letzte Schlitten an. Ist eben doch nicht so einfach im Nebel und Schnee den richtigen Weg zu finden. Wir quetschte uns in eine winzige Anglerhütten und es wurde sofort warm.
4. Schlittentag, über Land zum Whalehouse
An einem wunderbar strahlenden Morgen genossen wir die Sonne, zeigten unseren Hintern den Schnee und packten in Ruhe die Schlitten. Um nicht wieder vorn rum zu müssen und einen etwas kürzeren Weg zu nehmen, fuhren wir den Fluß (zugefroren und wunderbar eben) entlang hoch auf eine Hochebene mit total unberührtem Schnee. Mein Schlitten durfte auch ein Stück als Erster fahren. Ein Traum. Mäßig eingemummelt, bequem auf dem Schlitten sitzend, durch unberührte Schneeweiten zu gleiten. Mittigs machten wir eine Pause. Die Leinen der Hunde mussten sortiert werden. Dort sahen wir am Horizont auch Karibus, die aber zu weit weg waren um sie zu jagen. Die Lizenz zum Abschuß für ein Karibu hatten wir. Am Ende des Hochebene folgten wir dem Fluß hinab zum Fjord. Mit Gepolter und recht zügig ging es hinab. Gebremst wurden die Schlitten mit dicken Seilen um die Kufen. Trotzdem mussten die Hunde ganz schön flink sein um nicht überholt zu werden. Unten auf dem Fjordeis angekommen ging die flotte Fahrt auf ebenen Eis geschwind weiter. Am Whalehouse angekommen durften wir das große Haus beziehen und die Eskimos (ja, das Wort stört hier niemanden) verkrümelten sich im kleinen Haus. Leider kam kaum eine Konversation zu Stande, weil sie kein Englisch und wir kein Dänisch sprachen. Das war sehr schade.
5.Schlittentag, zur Robbe
Geweckt wurden wir am Morgen von Schüssen. In Erwartung von dampfenden Frischfleisch macht ich mich aus dem warmen Haus in die morgendliche Kühle auf. Leider vollführten unsere Jäger nur ein paar Schießübungen auf „Schneemänner“ in unterschiedlicher Entfernung. Sozusagen Übungsschießen.
Nach dem Auffüllen unserer Thermobottels ging es dann weiter zum Fjordausgang. Hier hatten wir noch glattes Eis. Vorn dann aber nahm die Schneehöhe dann langsam zu und die Hunde bekamen richtig was zu tun.
Dann bekamen wir unsere erste Robbe zu sehen. Einer der Jäger überprüfte seine Unterwasserfallen und hatte eine Robbe gefangen. Zumindest hatte die sich im Netz verfangen und war schon tot. Geschickt und mit bloßen Händen holte er sie da raus, spannte das Netz neu unter Wasser auf (er blieb dabei über Wasser, cooler Trick) und verknotete sie auf seinem Schlitten. In Erwartung einer fetten Mahlzeit kamen wir zum Jagdhäuschen eins und zwei am Rande des Fjords. Leider darf man Jäger nicht um ein Stück Fleisch bitten, das verbietet die Höflichkeit. Außerdem war die Robbe schon tot, das wiederum bietet ein Jäger keinem seiner Gäste an. So bekam ich dann kein Stück Leber, dafür die Hunde faustgroße Stücke die sie im Ganzen verschlungen. Eisklumpen im Magen…
Die Hütten, so lustige auf Kufen. Wie soll man sie sonst auch dort hin bekommen? Klein eng aber leicht zu erwärmen und im Sommer schützen sie wohl sehr gut vor Mücken...
Da kaum Wind wehte konnten wir noch ein wenig draußen sitzen oder Spazieren gehen. Gleich neben uns war ein schöner Gletscher und ein Höhenrücken von dem man einen guten Überblick hatte. Gegenüber glänzte blankes Eis im Sonnenschein. Wohl auch ein Gletscher.
6. Schlittentag, durch tiefen Schnee zum Blueberry Point
Nach dem Frühstück, meist Knäckebrot mit halbgefrorener Marmelade, Leberpastete und Tee, zogen wir zum schönsten Punkt unserer Reise. Dem Blaubeercampingplatz. Anfänglich hatten wir noch hartes welliges Eis, dass sich langsam mit einer tiefen Schneedecke überzog. Nachts mußtes es wohl an der anderen Ecke des Fjords noch gut geschneit haben. Aufgrund des harten Eises und der teils ungestümen Hunde, überfuhren wir ab und an auch mal einen. Was aber nicht so schlimm war, da unterm Schlitten genug Platz ist. Leider legte einer seine Pfote unter eine Kufen, das ist ihm dann nicht so gut bekommen. Je tiefer der Schnee wurde, desto anstrengender wurde es für die Hunde und so langsamer kamen wir dann auch voran. Am Anfang hieß es noch, wenn Euch kalt wird, einfach nebenher laufen. Leider war das zu keiner Zeit möglich. War der Belag hart, dann flitzten wir mit bis zu 10 km/h über Eis. Da wären wir mit unserer Michelinmännchenmontur nicht mitgekommen. Hier im tiefen Schnee versinkt man locker bis zum Knie, da ist an laufen nicht zu denken. Die Hunde bringen immerhin noch so 5 km/h. Aber da nur so ca. -10°C waren und wir gut eingepackt, wars eben nicht kalt und wir blieben sitzen.
Am Blueberry Point stellten wir zum ersten mal das Zelt auf. ***juhuuuu*** die erste Nacht im Zelt. Eine traumhafte Aussicht vom Zelt und nur wir… Leider wurde nix aus der Nacht, gegen 23:00 Uhr mussten wir uns wieder auf den Weg machen, unsere Jäger hatten Angst vor dem herannahenden Sturm/Unwetter. Also, alles wieder einpacken, Schlitten beladen, fest zurren und rüber nach Qeqertat.
Bei einer fantastischen Nachtlichtstimmung und gut -20°C und Gegenwind verbrachten wir die nächsten zwei Stunden wieder auf dem Schlitten.
In Qeqertat hatte man uns eine Hütte freigeräumt, einen Ofen hinein gestellt und herzlich empfangen.
7. Ruhetag, in Qeqertat
Ein winziger Ort im Whiteout. Wir besuchten einen Freund vom Guide und ich stromerte noch einwenig übers Eis. Unsere Mädels machten eine Wanderung über die Insel und berichteten von einem großen Gletscher. Da hier Vorort auch im Winter viel gefischt wird, man binde eine Hakenleine an eine Autotür und versenke diese bei abfließendem Wasser im Fjord, bekamen wir als Gastgeschenk einen wirklich großen Heilbutt. Wir tauten ihn über dem Ofen auf und kochten ihn. Das war sehr lecker.
8. Schlittentag, die Bucht um Qeqertat
Ein Windiger Tag. Heute musste ich sogar die winddichten Überfäustlinge rauskramen. Die Eiskristalle schwirrten nur so durch die Luft. Die Hunde blinzelten und liefen mit geneigten Köpfen. Je näher wir dem Gletscher kamen desto kälter wurde es. Teils konnten wir die Schlitten vor uns nicht mehr erkennen. In einer windgeschützten Ecke wurde der Entschluß gefasst zurück zu fahren, da das Wetter nicht besser werden würde. Also zurück nach Qeqertat. Natürlich wurde es abends super schön und mild. So bekamen wir dann doch noch ein paar von den versprochenen gestellten Bildern von Schlitten und Hunden im roten Abendlich auf dem Eis. Und ich das Gefühl wie es ist mitten in einem Haufen Hunde zu sitzen... Bei den Hunden vielleicht nicht die beste Idee.
9. Schlittentag, zweiter Versuch Zelten
Unsere Rückreise war angebrochen. Wieder hinüber zum Blueberry Point, Zelt aufgestellt und die Stille Weite genossen. Und diesmal sollte es klappen. Drei verwegene Grönlandgesellen (eine Gesellin und zwei Gesellen) schliefen im Zelt. Eigentlich ganz normal. OK, ich hatte meine warme Unterwäsche an, lag in zwei Schlafsäcken und hatte nur eine winzige Atemluke offen. Drinnen war es kuschelig warm. Leider rollte ich mich in der Nacht von meiner Matte in den Schnee. Zack! War ich wach. Nix Isolation, nix Schlaf.
10. Schlittentag, zu den Jagdhütten
Morgens, der Ausblick aus dem Zelt, so schöööön.
Morgens vor der Abfahrt noch schnell eine Dattel gemapft. Ups, spontane Freude! Ich hatte Gold gefunden. Juhuuu, was toll. Leider bemerkte ich recht schnell, daß es sich dabei um mein eigenes Zahngold handelte. Mist! Was nu? Naja, gehen wir übermorgen doch einfach ins Krankenhaus, da wird es schon einen Zahnarzt geben. Sind ja nur noch zwei Tage Wegstrecke.
Langsam ging es zurück durch den hohen Schnee. Die Hunde wurde angetrieben und kämpften tapfer. Nein, so ein Schlittenhund rennt nicht aus Freude. Zumindest nicht hier. Sie mussten permanent angetrieben werden. Mit Peitsche und Schreien. Ansonsten hielten sie einfach an und wenn dann kein Kommando kam, plumps, lagen sie im Schnee rollten sich ein und dösten. Sie dann wieder in Bewegung zu bekommen war recht hart. Da musste manchmal auch der Peitschenstock in die Meute… Tja, ist bei denen so.
Da wir unser Quartier vom Hinweg schon kannten, zogen wir usnere Wanderklamotten an und machten uns dann auch gleich auf den Weg, noch mal zum Gletscher, oder nur auf den Kamm gucken...
Abends bekamen wir dann noch Besuch von einer Familie die mit Sack und Pack, zwei Schlitten und Säugling auf dem Weg von Qaanaaq nach Hause waren, nach Qeqertat. Gibt eben keine Autos und nur sehr wenige Schneescooter, weil teuer. Hunde dafür um so mehr.
11. Schlittentag, zurück in Qaanaaq
Die letzte Etappe bei Sonne und blauem Himmel, entlang der Felsenküste war traumhaft schön. Mit gefrorenen Tränen des Glücks diese Erlebnis gewagt zu haben rutschten wir als laaaang gezogene Karawane vor Qaanaaq ein. In mehreren Fahrten mit dem Dorfauto wurden wir wieder zu unserer schönen Behausung (das Kommunehaus) oberhalb der Seniorenresidenz und neben dem Krankenhaus gebracht. Nach Festlegung der Duschreihenfolge, 10 Tage ohne ist schon komisch, kramte sich jeder so zu Recht. Ich hatte das Pech irgendwie mittendrin dran zu sein, da wo das Wasser nicht mehr so richtig warm war. Aber mit geschickter Einstellungsänderung am Boiler konnte ich dann die leichte Fettschicht von meinem Körper abspülen. Die Hunde waren weg, die Schlitten auch, langsam schwelgten wir in Erinnerungen und das erste Bier rann durch unsere Kehlen.
Freizeit
Wir hatten dann noch einen Tag zur freien Verfügung bevor es zurück nach Kopenhagen ging. Ich stapfte gleich ins Krankenhaus um mir mein goldenes Inlay wieder einkleben zu lassen. Leider war der „Zahn“-Arzt gerade in Thule, so dass ich nur die schicke Klinik bewundern konnte. Wir besuchten dann noch als Gruppe die dänische Krankenschwester und bewunderten ein wirklich großes und weiches Moschusochsenfell, gut wenn Frau Jäger kennt. Im Souvenirshop kauften wir ein paar Kleinigkeiten und verpackten am Abend unsere ganzen Habseligkeiten wieder für den Flug am nächsten Tag.
Da wir die Attraktion schlecht hin waren, kamen auch ein paar Kinder zu Besuch. Wollten uns mal anfassen… Der kleine Thomas hatte gerade Geburtstag und unser Guide machte ihm Bratkartoffeln mit Spiegelei als Geschenk. Ich glaub, ich hab noch nie ein Kind so glücklich gesehen über so ein Geschenk. Wir hatten alle viel Spaß an dem Abend.
Rückreise
Tags drauf brachen wir wieder auf. Flogen etwas umständlich, mit zwei Zwischenstopps, nach Kangerlussuaq. Dort nächtigten wir noch ein mal im Weißen Falken und genossen das opulete landestypische Buffet. Tags drauf bei mächtig Wind und mit Verzögerung von dort nach Kopenhagen weiter. Abends dort angekommen verbrachten wir noch einen netten gemeinsamen Abend zusammen in der Zivilisation und verabschiedeten uns nach dem Frühstück in alle Himmelsrichtungen. Mit Pullover und Anorak war ich bei +15°C leicht dick gekleidet und schwitzte mich gen Bahnhof. Eine gemütliche Bahnfahrt später, mit Fährfahrt, bin ich in der Heimat eingetrudelt.
Ein unvergessliches Abenteuer schlich sich langsam davon…
Dogs...
Eine tolle Reise.
Vielleicht nicht ganz so das gewünschte Abenteuer.
Schnee ist schöööööööööön... :-)
Zelten ist schöööööööööön... :-)
Eis ist schöööööööööön... :-)
Nächstes mal mit Skiern zum selber laufen!
THOMAS